L e p r a h e u t e
Lepra ist sehr zuverlässig heilbar, aber dennoch stellt die Krankheit nach wie vor in vielen Ländern der Welt ein nicht zu unterschätzendes Problem dar.
Insgesamt werden auch heute noch jährlich rund 250.000 Erkrankungen neu entdeckt und etwa 200.000 Erkrankte registriert. Diese Werte sind während des vergangenen Jahrzehnts relativ konstant geblieben. Gemessen an der Anzahl von Lepraerkrankungen sind besonders Indien, Brasilien und Indonesien stark betroffen. 83% der im Jahr 2011 neu entdeckten und an die World Health Organisation (WHO) übermittelten Fälle wurden in diesen drei Ländern festgestellt. Darüber hinaus gibt es auch in einigen afrikanischen Ländern hohe Zahlen von Leprakranken.
Statistische Erhebungen der WHO zeigen an, dass sich die globale Situation in den letzten Jahrzehnten insgesamt verbessert hat. Dies drückt sich in der sinkenden Häufigkeit von Erkrankungen (Prävalenz) sowie in einer zahlenmäßigen Abnahme der jährlich neu entdeckten Fälle aus. Bei der Auswertung dieser Daten sind allerdings mehrere Faktoren zu berücksichtigen, die mehr oder weniger großen Einfluss auf den Gesamtbefund haben. Nicht alle von der Lepra betroffenen Länder übermitteln regelmäßig entsprechende Daten an die WHO. Dadurch fließen große Zahlen von Erkrankungen nicht in die globalen Statistiken ein. Dies kann auf dem Papier fälschlich einen Rückgang der Lepraerkrankungen andeuten, der in der Realität gar nicht besteht.
Andersherum kann der Ausbau der medizinischen Infrastruktur in bisher schlecht abgedeckten Gebieten zu einer erhöhten Zahl von neu entdeckten Erkrankungen führen. Die Folge ist ein Anstieg dokumentierter Lepraerkrankungen, dem jedoch eine grundsätzlich positive Entwicklung zugrunde liegt.
Stark sinkende Prävalenzraten sind mitunter auf eine im Vergleich zu vorherigen Jahren frühere Entlassung der Patienten aus der Behandlung zu erklären.
Nicht zuletzt ist zu berücksichtigen, dass die Erfolge bei der Bekämpfung der Lepra in den letzten Jahrzehnten zu neuen, ganz anders gelagerten Problemen führen: Die Krankheit gilt als weitgehend unter Kontrolle, was zur Folge haben kann, dass finanzielle Mittel zur Fortführung der Bemühungen gekürzt werden. Laut dem Robert Koch Institut ist dies eine von weiteren möglichen Erklärungen für die oben erwähnte Stagnation der globalen Prävalenzrate sowie der Zahl jährlich neu entdeckter Fälle während des vergangenen Jahrzehnts.
Das langfristige Ziel der WHO ist die Eliminierung der Lepra. Es gilt als erreicht, wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt weniger als 1 von 10.000 Einwohnern eines betroffenen Landes an Lepra erkrankt ist.
Dazu ist es jedoch unbedingt notwendig, die Lepra auch weiterhin mit unveränderter Intensität zu bekämpfen. Dies gilt besonders, da trotz der global betrachtet weitgehend kontrollierten Situation nach wie vor Regionen existieren, in denen die Lepra in hoher Dichte vorkommt. Hinzu kommt, dass viele möglicherweise betroffene Gegenden bisher noch gar nicht von Hilfsprogrammen erschlossen werden konnten.
Hilfe ist also weiterhin notwendig!
Neben der weiteren Eindämmung der Lepra muss besonderer Wert auf eine frühzeitige Diagnosestellung gelegt werden. Nur so können irreversible Behinderungen vermieden werden. Ebenso ist eine Verringerung der Übertragungsraten innerhalb der Bevölkerung ein wichtiges Ziel.
Abgesehen von diesen gesundheitlichen Aspekten gilt es, auch sozioökonomische Problematiken anzugehen. Vielerorts werden Leprakranke und ihre Familien nach wie vor stigmatisiert und aus ihrer Herkunftsgemeinschaft ausgeschlossen. Die Lepra, so heißt es im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch Instituts (12.01.2015, Nr. 2), ist „mehr als eine Krankheit. Sie ist eine Herausforderung aus medizinischer, aber auch aus menschlicher Sicht“.
Literatur:
Lepra – Immer noch eine Herausforderung, in: Epidemiologisches Bulletin, 12. Januar 2015, Nr. 2
(Robert Koch Institut)
Global leprosy situation, 2012, in: Weekly epidemiological record, Nr. 34, 24. August 2012, 87. Jg., S. 317-328
(World Health Organisation)
Epidemiologie (Lepra): http://www.dahw.de/lepra-tuberkulose-buruli/lepra/3-epidemiologie (am 18. Mai 2015)
(Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, DAHW)